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Rückblick und Bilder 2008

  • Marktstände im Lichthof der LMU München © Thorsten Naeser

  • Science Theater – Szenische Lesung „Kalkül“ © Thorsten Naeser

  • Audimax der LMU München © S+P Media AG

  • Marktstand: Mathematische Modellierung und Simualtion © Thorsten Naeser

  • Eröffnung mit Prof. Albrecht Beutelspacher © Thorsten Naeser

  • Kinder-Kunst-Labor © Thorsten Naeser

  • Podium zur Didaktik der Mathematik und der Naturwissenschaften mit Prof. Manfred Prenzel, Staatssekretär Bernd Sibler, Christine Burtscheidt, Arnold a Campo, Piano Paul und Prof. Kristina Reiss (v. l.) © S+P Media AG

  • Ausstellung: Mathematik zum Begreifen © Thorsten Naeser

  • Eröffnung mit Prof. Karl Daumer © Thorsten Naeser

  • Ausstellung: Imaginary © Thorsten Naeser

  • Diskussion über das Science Theater „Kalkül“ mit Prof. Carl Djerassi, Prof. Karl Daumer, Prof. Georg Kreuzberg und Prof. Roland Bulirsch  (v. l.) © Thorsten Naeser

  • Marktstand © Thorsten Naeser

  • Kinder-Kunst-Labor © Thorsten Naeser

  • Vortrag von Prof. Roland Bulirsch über die Mathematik im 18. Jahrhundert und die Bedeutung der Infinitesimalrechnung © Thorsten Naeser

  • Ausstellung: Imaginary © Thorsten Naeser

  • Marktstand: Erforschung der Artenvielfalt mit mathematischen Methoden © Thorsten Naeser

  • Marktstand: Siemens Generation21 © Thorsten Naeser

  • Workshop: Wissenschaftsschulen © S+P Media AG

  • Ausstellung: Mathematik zum Begreifen © Thorsten Naeser

  • Podium zu „Produktionsfaktor Mathematik“ mit Prof. Volker Mehrmann, Dr. Gerhard Rupprecht, Hubert Filser, Prof. Peter Gritzmann und Thomas Benz (v. l.) © S+P Media AG

  • Ausstellung: Mathematik zum Begreifen © Thorsten Naeser

40 Vorträge mit Diskussion spannten im Audimax einen weiten Bogen: Sie reichten vom Ursprung mathematischen Denkens zu Anwendungen in Musik, Kunst, Architektur und Philosophie aber auch in Ökonomie, Finanzwirtschaft und Politik. Vor allem aber standen die Leistungen moderner Mathematik mit ihrer jüngeren Schwester, der Informatik in den Naturwissenschaften, in Medizin und Technik im Vordergrund: Die Vorträge vermittelten Einblicke in mathematische Verfahren zu Problemlösungen in Astrophysik, Klimaforschung, bei Georisiken und in der Evolutionsbiologie. Glanzlichter aus Raumfahrt und Luftfahrt, bildgebenden Verfahren, Gehirn- und Verhaltensforschung, aus genetischer Beratung und Suchtprophylaxe, Medizintechnik und Stammzellforschung, aus Bionik, Robotik, Mechatronik und Statik verwiesen auf die tragende Rolle mathematischer Modellierung. Weiter zeigten Einblicke in multimediale Kommunikationstechniken, hochsichere Verschlüsselungen, effiziente Energienutzung, in Logistik, Landvermessung und Routenplanung Leistungen mathematischer Verfahren. Mathematik als geisteswissenschaftliche Disziplin und Sprache der Naturwissenschaften berührt immer auch die philosophische Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, die Frage nach der Herkunft der Naturgesetze, nach Kausalität, Zufall und Wahrscheinlichkeit.

Auch damit beschäftigten sich Vorträge auf den Münchner Wissenschaftstagen. Das 900 Plätze bietende Audimax war stets gut besucht, bei einzelnen Vorträgen sogar überfüllt, z.B. bei der ebenso faszinierenden wie humorvollen Präsentation des britischen Erfolgsautors und Meisters in Public Understanding of Science and Technology, Marcus du Sautoy, University of Oxford, zum Thema „Music of the Primes - Searching to Solve the Greatest Mystery in Mathematics", vermittelt vom British Consulate-General.

An 30 Marktständen der Wissenschaft boten Experten anhand anschaulicher interaktiver Präsentationen Gelegenheit, in persönlichen Gesprächen Fragen zu Vortragsthemen und zu weiteren Themen zu vertiefen: z.B. wie beim Musterweben bereits in der Antike das Dualsystem entwickelt wurde, wie die fantastische raumsparende Anordnung der Sonnen-blumenkerne zustande kommt, wie die grundlegenden Vorgänge in der Zelle gesteuert werden oder wie die Biodiversitäts-forschung sich mathematischer Modelle bedient. Aber auch Fragen zur Satellitennavigation, zu Mautnagementsystemen, Wettervorhersage, zu Fusions-forschung, zu epidemiologischen Untersuchungen psychischer Erkrankungen oder zur Verbreitung und Prophylaxe von Aids wurden anschaulich dargeboten und intensiv diskutiert. Auf großes Interesse stießen die anspruchs-vollen Aufgaben, die am Stand der Allianz Deutschland AG zur Finanz-mathematik zu lösen und zu hinterfragen waren. Als besonders anziehend insbesondere für Jugendliche erwiesen sich die Möglichkeiten nach Plänen aus zwei Meter langen Bambusstangen komplexe platonische Körper zu konstruieren, aus Stäben Brücken ohne Nägel zu bauen sowie ähnliche zum „Begreifen" aufbereitete mathematische Probleme. Auch Aufgaben aus dem Bildungsprogramm „Siemens Generation 21" und Informationen der Studienberatungen der drei Münchner Hochschulen zu Schule, Studium und Berufsaussichten wurden reich frequentiert.

Workshops für Schülerinnen und Schüler von der Grundschule bis zum Gymnasium zum eigenaktiven, entdeckenden Lernen, wurden in einem höheren Ausmaß und einer größeren Vielfalt geboten als in den Vorjahren. Dennoch konnten nicht alle Anmeldungen von Klassen, Kursen und Gruppen aus ganz Bayern bedient werden. Die Einladungen zu den Workshops waren auch über das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus an alle Schulen verbreitet worden. Allein an den Veranstaltungen am mathematischen Institut der LMU am Samstagvormittag nahmen 600 Schülerinnen und Schüler teil. Auch das dezentrale Angebot für angemeldete Gruppen insbesondere für Leistungskurse an Gymnasien an weiteren Instituten und Museen im Spektrum von Mathematik, Kristallographie, Chemie, gläsernen Laboren, Anthropologie bis hin zu Kunst und Architektur fand mit über 1000 Schülerinnen und Schülern reichlich Zuspruch. Im Reich der Kristalle und in den Pinakotheken war die Nachfrage so groß, dass die speziellen Workshopangebote sogar über die Wissenschaftstage hinaus erweitert wurden. Die am Veranstaltungsort für alle Interessierten offenen 10 Workshops waren von Jugendlichen bis Senioren in konstruktiv gemischten Gruppen gut besucht. Als Novum wurde an den vier Tagen ein Projekt der Hochschule München präsentiert, bei dem Hauptschulklassen selbstorganisierte Projektarbeit über Internetrecherchen und Lernprogramme leisteten, und Besucher sich zu den Schülern an die PCs setzen und mitwirken konnten. Ein weiteres Novum auf den Münchner Wissenschaftstagen waren in diesem Jahr dreistündige Fortbildungs-veranstaltungen für Mathematiklehrkräfte zum entdeckenden Lernen und zu neuer Aufgabenkultur, die mit Engagement angenommen wurden.

Das KinderKunstLabor Nullkommanix mit seinem voll auf die Mathematik altersgemäß hin konzipierten Programm war wieder ein voller Erfolg. Insbesondere am Wochenende konnten Eltern ihre Kinder den Betreuerinnen und Betreuern übergeben um dann selbst Vorträge oder die Marktstände zu besuchen. Die 6 Experimentierstationen und 4 Kunstwerkstätten waren in ihrem 20 Minutentakt rund um die Uhr in Betrieb. In den zwei Medien-werkstätten wurden von den Kindern eine Zeitung zu den Wissenschaftstagen erstellt und Radiointerviews mit den Wissenschaftlern geführt. Bei Schach und Go, einem Mathe-Krimi und Zahlengeschichten gab es viel zum Grübeln, Staunen und Lachen.

Im Kinderkolleg, einer Werkstatt für AHA-Erlebnisse, gaben Kinder in kurzen Vorträgen und Workshops ihre Wissensschätze an andere Kinder weiter. Am Montag und Dienstag konzentrierte sich das Programm auf angemeldete Schulklassen der 3. bis 6. Jahrgangstufe.

Das Mathe-Rätsel im Programmheft fand großen Zuspruch vor Ort: konnten jüngere und ältere Besucher beim teilweise fieberhaften Lösen beobachtet werden. 460 Beiträge kamen zur Verlosung. Die Gewinner werden von Spektrum der Wissenschaft Verlags-gesellschaft benachrichtigt.

Ausstellungen zur Mathematik bereicherten das anregende Ambiente im Umfeld der Marktstände der Wissenschaft: Die ebenso faszinierenden wie lehrreichen Kunstwerke der Ausstellung „Alles ist Zahl" des Künstlers Eugen Jost mit den Erklärungen von Peter Baptist der Universität Bayreuth zogen viele Besucher zum nachdenklichen Verweilen an. Die virtuellen Welten der Ausstellung „Imaginary" aus dem Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach vermittelten erstaunliche Anblicke und Eingriffsmöglichkeiten im Überschneidungsbereich von Mathematik, Informatik und Kunst. Permanente Attraktion für alle Altersstufen war die interaktive Ausstellung „Mathematik zum Begreifen" des Zentrums Mathematik der TU München. An allen vier Tagen bot der Info-Truck der bayerischen Metall- und Elektroindustrie nachvollziehbare Experimente und Informationen zu dieser Berufswelt.

Filme zur Mathematik mitten im Leben, zusammengestellt und präsentiert vom Institut für Film und Bild FWU, fanden nicht nur bei Lehrkräften Aufmerksamkeit als Quelle für neue Unterrichtsfilme, sondern zogen auch viele zufällige Besucher an.

Tage der offenen Tür, z.B. im Leibniz-Rechenzentrum, den Instituten der TU München und des GE-Forschungs-zentrums in Garching erweiterten am Samstag die Angebote des zentralen Veranstaltungsorts, der LMU München am Geschwister-Scholl-Platz. Von hier aus war am Sonntag ein Shuttlebusverkehr zum Tag der offenen Tür im Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen eingerichtet.

Die Abendveranstaltungen in der Aula gestalteten sich zu Highlights für alle: Die Festveranstaltung am Samstag mit Prominenz aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bevölkerung bot amüsantes Edutainment zur Mathematik mit der BISE-Band des europäischen Patentamts, mit Prof. Albrecht Beutelspachers mathematischen Experimenten, mit Thomas Fraps Zauberei zur Demoskopie und insbesondere mit dem launigen Gespräch des Leiters der Wissenschaftstage und Moderators des Abends, Prof. Karl Daumer mit dem amtierenden bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel zum Landtagswahlergebnis und zur Kabinettsbildung in statu nascendi.

Die szenische Lesung „Kalkül" von Carl Djerassi, dem Erfinder der Antibabypille, über den Prioritäts-streit Newtons gegen Leibniz zur Erfindung der Differentialrechnung widmete sich am nächsten Abend dem Thema Macht, Intrige und Ethik in der Wissenschaft: Sir Isaac Newton beschuldigt Gottfried Wilhelm Leibniz des Plagiats. Der Vorwurf des Plagiats wird zu einem der größten Skandale der Wissenschaft. Schauplatz des Streites ist die Royal Society in London, eine Versammlung der angesehensten Wissenschaftler ihrer Zeit. Als Präsident lässt Newton 1712 einen Ausschuss einberufen, der die Aufgabe hat, den Vorwurf zu prüfen und zu belegen. Doch die Mitglieder der Royal Society werden zu machtlosen Zuschauern, von Newton geschickt manipuliert. Die unter der Regie von Isabella Gregor mit namhaften Schauspielern, Christian Dolezal, Johannes Terne, Cristo Melingo, Maria Hartmann, Bigi Fischer, Hannes Gastinger, Markus Hering, Felix Römer faszinierend inszenierte Aufführung glänzte auf der Bühne der Aula in einer Ausstattung, die von der bayerischen Staatsoper zur Verfügung gestellt worden war.

Die mathematischen Hintergründe des Stücks hatte Roland Bulirsch, Sekretar der mathematisch naturwissen-schaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in einem anschaulichen Einführungsvortrag dargelegt. Nach der Aufführung diskutierten der Autor, Carl Djerassi, mit Roland Bulirsch und Georg Kreutzberg, Mitglied der Ethikkommission der Max-Planck-Gesellschaft über geistigen Diebstahl, Intrige und Ethik in der Wissenschaft, damals und heute, moderiert von Karl Daumer.

Das musikalische Kabarett „Pisa, Bach, Pythagoras" von Dr. Paul Dietrich, alias Piano Paul schlug am Montag die Brücke zu einem heißen Podium über die Rolle von Mathematik und Naturwissenschaften in der bayerischen Bildungspolitik mit amtierendem Staatssekretär Bernd Sibler aus dem bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Manfred Prenzel vom IPN-Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel, dem Bundesvorsitzenden des Deutschen Vereins zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU) Arnold a Campo, Kristina Reiss, Fachdidaktik Mathematik LMU München, sowie dem Kabarettisten, Mathematiker, Gymnasiallehrer und Schülervater Piano Paul. Moderiert wurde die Diskussion von Christine Burtscheidt, Redakteurin für Bildung und Hochschulpolitik der Süddeutschen Zeitung.

Schließlich rundete am Dienstag eine höchstrangig besetzte Podiumsdiskussion zur Rolle der Mathematik als Motor der Wirtschaft in der Aula die 8. Münchner Wissenschaftstage ab. Es diskutierten der Vorstandsvorsitzende der Allianz Deutschland AG, Gerhard Rupprecht, und Dipl.-Ing. Thomas Benz, Vorsitzender des Bezirksvorstands München der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft mit den Mathematikern Volker Mehrmann, TU Berlin und Peter Gritzmann, TU München, moderiert von Hubert Filser, stellvertretender Redaktionsleiter von SZ Wissen. Zum Abschluss übergab Karl Daumer den Stab für die Leitung künftiger Wissenschaftstage an Dr. Frank Holl.