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Rückblick und Bilder 2006

  • Eröffnung mit Prof. Bernd Huber und Prof. Karl Daumer (v. l.) © Thorsten Naeser

  • Marktstand: Sensomotorische Assistenz © Thorsten Naeser

  • Lichthof der LMU München © Thorsten Naeser

  • Eröffnungsabend mit Volkhard Stürzbecher © Thorsten Naeser

  • Marktstand: Prion- und Stammzellforschung © Thorsten Naeser

  • Eröffnungsabend mit Thomas Fraps und Bürgermeisterin Christine Strobl © Thorsten Naeser

  • Marktstände im Lichthof der LMU München © Thorsten Naeser

  • Speerträger-Foyer der LMU München © Thorsten Naeser

  • Eröffnung mit Staatsminister Dr. Thomas Goppel und Prof. Karl Daumer (v. l.) © Thorsten Naeser

  • Marktstand: Sicherheit durch Überwachung © Thorsten Naeser

  • Rundgespräch zur Bildungspolitik: Naturwissenschaften im G8 mit Staatsminister Siegfried Schneider, Prof. Heinz Mandl, Christine Burtscheidt, Arnold a Campo und Prof. Karl Daumer (v. l.) © Thorsten Naeser

Die 6. Münchner Wissenschaftstage im Informatikjahr 2006 fanden vom 21.-24. Oktober 2006 mit dem Thema „Lebendige Forschung“ im prächtig illuminierten edlen Ambiente der Ludwig-Maximilians-Universität als zentralem Veranstaltungsort mit insgesamt ca. 25.000 Besuchern regen Zuspruch.

Familien mit Kindern, Schüler und Studierende, Fachleute und Rentner nutzten trotz herrlichen Ausflugswetters das reichhaltige Angebot. Sie alle kamen, um sich aktuell in lockerer Atmosphäre zu informieren, sie staunten über so manch verblüffende Präsentation und hatten Freude mit Spitzenleuten zu diskutieren. 500 Mitwirkende aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Behörden und Firmen waren in den vier Tagen gefordert aber auch glücklich, auf die Vielzahl der Fragen auf jedem Niveau eingehen zu können.

Gleich am ersten Tag lockte die Lange Nacht der Münchner Wissenschaftstage im Verbund mit der Langen Nacht der Münchner Museen Besucherströme in die festlich geschmückte große Aula der LMU. Nach humorvoller Einstimmung durch Spitzenmusiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und launigen Grußworten von Elitehochschul-Rektor Bernd Huber und Bürgermeisterin Christine Strobl entfaltete sich ein Kaleidoskop von Kunst, Natur, Wissenschaft, Sport und Zauberei, verknüpft durch einen roten Informatik-Faden: Durch Eingriffe in dissipative Musterbildung von Flüssigkeiten und Pigmenten faszinierte Volkard Stürzbecher mit seinen live-Projektionen auf eine in der Aula schwebende Kugle von 5 m Durchmesser. Musterbildung zur Differenzierung in der frühen Embryonalentwicklung und Muster als optische Signale bei der Balz im Kontext genetischer Information und Semantik veranschaulichten Hans Meinhard vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie und Josef Reichholf von der Zoologischen Staatssammlung München. Karin Guminski, LMU München, führte in die Konstruktion virtueller Bilder ein. Rhythmen des Saxophonquartetts der Fachhochschule München gaben den Takt zum WorldRUN des Leipziger Extremsportlers Robby Clemens, der telemedizinisch von München aus betreut wird. Ein erster Höhepunkt war das hintergründige Gespräch des Projektleiters der Wissenschaftstage, Karl Daumer, mit Staatsminister Thomas Goppel, der im Vorfeld eine MRT-Aufnahme seines Gehirns gestattet hatte. Dessen neuronale Aktivitäten während einer Kabinettssitzung wurden analysiert und humorvoll kommentiert. Später vermittelte Zauberer Thomas Fraps Einsichten in das Gehirn von Bürgermeisterin Christine Strobl mit seiner mobilen MRT-Haube. Einen zweiten Höhepunkt bildeten zur Geisterstunde Fernblicke in den farbig gewordenen Kosmos mit Rudolf Albrecht, ESO, und in schwarze Löcher im Vortrag "Am Himmel ist die Hölle los" von Günter Hasinger, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Gespräche zur unendlichen Explosion mit Harald Lesch, LMU, Reinhard Genzel, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und Hans Georg Schmidt von der bayerischen Volkssternwarte, moderiert von Florian Hildebrand, BR, bildeten den Abschluss.

45 Vorträge mit regen Diskussionen an den vier Tagen zum breiten Anwendungsspektrum der Informationstechnologie in Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und täglicher Praxis wurden der hohen Anforderung nach anschaulicher, verständlicher Präsentation gerecht. Die Redner kamen in erster Linie aus bayerischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Firmen, aber auch aus dem übrigen Bundesgebiet und bis aus Basel und London. Thematisch reichte das Spektrum von der Informatik als Innovationstreiber in Automobil und Medientechnik über Modellierung von Klimawandel und Naturkatastrophen bis zu Bioinformatik, Genomforschung, Entwicklungsbiologie, Evolution als kein „intelligent design“, bis zu ursprünglichen Populationen und zu Erziehungsfragen. Vorträge zu klinischer Bioinformatik, Pharmaentwicklung und computergestützter Chirurgie zeigten Perspektiven moderner Medizin auf. Überfüllt war das Audimax mit seinen 900 Plätzen bei den Vorträgen über Gehirnforschung im Brückenschlag zu biomorpher Robotik, Hightech-Medizin und Drogenwirkung. Oberstufenkurse aus ganz Bayern und sogar aus Südtirol, waren angereist. Der Abendvortrag über Spiegelneurone und Empathie fand großen Anklang.

Ein besonderes Ereignis im Rahmen der Vorträge war auch in diesem Jahr die Würdigung der Preisträger/innen des Karl von Frisch-Abiturientenpreises für Spitzenleistungen in Biologie, begleitet von mitreißenden Klängen des Duo Cord.

Je anschaulicher und interaktiver auf den über 40 Marktständen der Wissenschaft agiert wurde, umso mehr Publikum scharte sich um die Stände. Highlights waren die HoloBench des Leibniz-Rechenzentrums mit dem Blick ins virtuelle 3-D-Gehirn und Präsentationen des Hauptsponsors Roche mit einem Spiel, bei dem mit Antikörpern solange Wachstumsfaktoren vom leuchtenden Tumormodell wegzuangeln waren, bis der Tumor erlischt. Der über dem Lichthof schwebende erste Galileo-Satellit unter DLR-Kontrolle und eine Mars-Ballonsonde lenkten den Blick in den Weltraum. Modellierungen und ein Spiel zum Klimawandel, dargestellt von der Münchener Rückversicherung und aktuelle Daten dazu aus Bayern vom Landesamt für Umweltschutz verwiesen auf die Zunahme von Naturkatastrophen. Eine von Muskelaktionspotentialen gesteuerte Roboterhand des DLR, ein Auto, das Fahrer und Beifahrer über den Hautwiderstand unterscheidet, eine Kamera, die automatisch Mimik erkennt, eine andere, die von Augenbewegungen gesteuert wird sowie der Bewegungssensor „Actibelt" für MS-Patienten, Sportler und Astronauten, zeigten Einblicke in die Vernetzung von Informationstechnik und Medizin. Auch die lebenswissenschaftlich orientierten Marktstände mit Bioinformatik und Genomforschung, Forensik, Stammzellforschung, grüne Biotechnologie, nachwachsende Rohstoffe und weiße Gentechnik bis zu Ernährung und Lebensmittelkontrolle fanden reges Interesse. Neben den Präsentationen wissenschaftlicher Institutionen forderten auch Mädchen der Realschule Erding die Besucher mit logisch-digitalem Tresorknacken heraus, das Kindern sichtlich leichter gelang als Erwachsenen. Als erste Brücke zum Jahr der Geisteswissenschaften 2007 präsentierten Psychologen, Computerlinguistiker und Phonetiker der LMU ihre lebendige Forschung dem interessierten Publikum.

Gespräche und Podien griffen heiße Themen auf:
- die Erprobungsphase der elektronischen Gesundheitskarte im Gesundheitsgespräch von Werner Buchberger des Bayerischen Rundfunks mit Staatsministerin Christa Stewens
- Schwierigkeiten bei der Akzeptanz von Innovationen mit Repräsentanten aus Wissenschaft, Forschungs- und Medienpolitik, moderiert von Patrick Illinger, SZ
- die Stellung der naturwissenschaftlichen Fächer im G8 mit Staatsminister Siegfried Schneider, moderiert von Christine Burtscheidt, SZ, mit dem wichtigen Signal des Ministers die naturwissenschaftlichen Fächer insbesondere in der Oberstufe noch stärken zu wollen
- Stand der Alzheimer-Forschung mit Spitzenforschern aus München und Zürich, ohne allzu tröstliche Perspektiven, moderiert von Ingeborg Hain, BR

Filmvorführungen des FWU fanden gezielt interessiertes Publikum.

Das Kinderprogramm in der Adalberthalle der LMU vermittelte ein herzerfrischendes Erlebnis: die kleinen Forscherinnen und Forscher, wie sie in ihren weißen Kitteln mit Eifer unter sachkundiger Anleitung mikroskopieren und experimentieren, malen und bauen. Glanzpunkt war ein begehbares Computerhaus in dem die Kinder, gelb behelmt, die einzelnen Schritte von der Eingabe über die Nutzung des Speichers bis zur Ausgabe der Information selbst mit verteilten Rollen durchspielten. Kinder-Reporter interviewten die Wissenschaftler und eine eigene Redaktion stellte die ungefilterte Kinderzeitung zu den Wissenschaftstagen zusammen. Interaktive Vorlesungen für Kinder über die logische Sprache des Computers und über die Ordnung in der Vielfalt der Insekten begeisterten Kinder wie Eltern. Dank gebührt Margit Maschek, Kultur und Spielraum e.V., für die einfühlsame, kompetente Organisation.

Workshops für Schülergruppen zu experimentell praktischem Arbeiten waren bereits im Vorfeld ausgebucht. Die Praktika für Oberstufenschüler fanden in Laboren der Hochschulen und Forschungseinrichtungen in München und im Umfeld statt, von der GSF in Neuherberg bis zum DLR in Oberpfaffenhofen. Thematisch ging es um Softwareentwicklung, Radioaktivität, Harmonischen Oszillator, Luft- und Raumfahrt (auch in einer eigenen Veranstaltung für Lehrkräfte), Nanoforschung, Chemie und Molekularbiologie. Kurzpraktika für Mittelstufenschüler wurden von der Chemieschule Elhardt angeboten. Im nanoTruck des BMBF in der Innenstadt gab es sowohl Kurse für Schülergruppen als auch Demonstrationen für die Bevölkerung. An den Workshops nahmen insgesamt 645 Schülerinnen und Schüler teil.

Auch die angebotenen Führungen und Exkursionen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, was angesichts der Attraktivität des Gebotenen auch nicht verwundert: eine Fahrt auf die Zugspitze zur Umweltforschungsstation Schneefernerhaus, die Präsentation der herausfordernden Logistik am Flughafen München, die modernste Technik zur Erzeugung von Strom und Fernwärme aus Müll, Gas und Kohlestaub im Heizkraftwerk Nord der Stadtwerke München, eine Reihe von Instituten im GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg, die Biotech-Region München mit einer Einführung durch die BioM und Besuchen von Martinsrieder Unternehmen, Roche Diagnostics in Penzberg mit Präsentationen von Pharmaforschung und Diagnostik bis zur modernsten Fermentationstechnik, das Rinecker Proton Therapy Center an der Isar, die Fraunhofer Einrichtung der Kommunikationstechnik und das IT-Zentrum für Sprach- und Literaturwissenschaften.

Drei Ausstellungen während der vier Tage im Überschneidungsbereich von Kunst und Wissenschaft lösten rätselndes Staunen aus: unserem unbewaffneten Auge verborgene Bilder der Mikro- und Nanowelt aus der Forschung der Max-Planck-Gesellschaft, kunstvollen Fotos von gebeugtem Licht aus kleinsten Glasbruchstücken von Una Jacobs und virtuelle Impressionen der Computerkunst vom Institut für Kunstpädagogik der LMU.

Der Brückenschlag der Münchner Wissenschaftstage von den Naturwissenschaften und der Technik zu den Kulturwissenschaften wird im Jahr der Geisteswissenschaften 2007 mit grundlegenden und aktuellen Themen weiter ausgebaut.

Veranstalter der Münchner Wissenschaftstage ist der Verband Deutscher Biologen und biowissenschaftlicher Fachgesellschaften e.V., gefördert vom BMBF, dem Land Bayern und der Landeshauptstadt. Neben dem Hauptsponsor Roche unterstützten Siemens, GE, DLR, Münchener Rückversicherung, Flughafen München, Ident Technology und Henkel die Veranstaltung. Medienpartner waren BR, SZ, Technology Review und muenchen.de.